Verbandstag

Zukunftsweisender Verbandstag in Rastatt: Das Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk ruht sich auf Erfolgen nicht aus

Das baden-württembergische Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk wollte sich nicht auf Erfolgen ausruhen, sondern den Verbandstag in Rastatt am 17. und 18. Mai 2019 nutzen, um sich in Sachen Fachkräftesicherung und Digitalisierung weiterzuentwickeln.

Veränderungen anzustoßen, darum ging es unter anderem im Rahmen der Mitgliederversammlung. Bei Neuwahlen wurde ein neuer Vorstand zusammengestellt und eine Reihe frisch gebackener Ehrenamtsträger für weitere Aufgaben innerhalb der Organisation vorgesehen. Konstanz gab es hingegen an der Spitze: der bisherige Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz wurde von den Delegierten in seinem Amt bestätigt und übernahm den Vorsitz für weitere vier Jahre.

Auch wenn die Berufsorganisation für 2019 erneut mit einem ein- bis zweiprozentigen Wachstum rechnete, so galt es beim Verbandstag die Weichen zu stellen, um diese positive Entwicklung fortzuschreiben. Insbesondere in punkto Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung trieb der Fachverband seine Anstrengungen voran. So war dem Thema „Mitarbeiter finden und binden“ ein ganzer Vormittag beim Verbandstag gewidmet. Der Unternehmer und Autor Professor Dr. Jörg Knoblauch stellte dazu erfolgserprobte Konzepte vor. Anschließend schilderten SHK-Unternehmer ihre bereits in der Betriebspraxis umgesetzten Strategien. Credo der anschließenden Podiumsdiskussion: „Wir SHK-Handwerker krempeln die Ärmel hoch und gehen den Fachkräftemangel an – hilflos ergeben ist keine Option.“

Als weiteren Erfolgsfaktor für zukunftsfähige Betriebe setzt der Fachverband auf eine gute Marktpositionierung seiner Betriebe – sowohl on- als auch offline. „SHK 4.0 – Digitale Siegerstrategien“ lautete daher der Titel des Festvortrages bei der Öffentlichen Mitgliederversammlung. Mit Sanjay Sauldie konnte einer der gefragtesten europäischen Experten zur Digitalisierung im Mittelstand gewonnen werden. Der riet den Unternehmern: „Stellen Sie nicht Ihr Unternehmen und dessen Leistungen in den Mittelpunkt, sondern die Bedürfnisse Ihrer Kunden.“     

In seinen Ausführungen betonte der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz vor Gästen aus Politik, Industrie und Handwerk, dass im Zuge der Digitalisierung in der SHK-Branche die Datensicherheit und -hoheit klar geregelt sein muss. „Wir haben große Bedenken angesichts dessen, wie im Zusammenhang mit Registrierungsvorgängen Kundendaten von Herstellern abgegriffen werden. Durch den Aufbau von Plattformen und die Schaffung digitaler Ökosysteme wird immer stärker in die Domäne des Handwerks eingegriffen“, mahnte er.

Den Finger in die Wunde legte der Fachverband-Vorsitzende auch beim Klimaschutz. Es herrsche große „Planlosigkeit“ seitens der Politik. „Die in der Diskussion stehende CO2-Bepreisung wird kein Allheilmittel sein“, befürchtete Butz, „aber immer noch besser als Komplett-Verbote einzelner Technologien.“ Grundvoraussetzung sei, dass die lang versprochene steuerliche Förderung energetischer Sanierungen als erstes angegangen wird. Es gehe darum, die Menschen zu wirklichen Veränderungen in ihrem Lebensumfeld zu motivieren. „Wenn es politisch gewollt ist, ernsthaft etwas für Klimaschutz, Energieeinsparung und CO2-Reduktion zu tun, kann der Weg nach unserem Dafürhalten nur über innovative technologieoffene Lösungen, über Steuerentlastungen und verlässliche Fördergelder gehen.“

Als einen „Schildbürgerstreich“ bezeichnete der Vorsitzende, dass einige Anforderungen in der Gesetzgebung energetische Sanierungen eher verhindern, denn fördern. Als Beispiel führte er die geplante Änderung der 1. Bundesimmissionsschutz-Verordnung an. Diese hätte in der ursprünglichen Fassung dazu geführt, dass beim Austausch einer alten gegen eine neue, emissionsarme Holzfeuerstätte der Schornstein erhöht hätte werden müssen, was baulich in dem geforderten Ausmaß nicht in jedem Fall möglich ist.

Butz sagte zu, dass das SHK-Handwerk ganz im Sinne der neuen Kampagne „Das Handwerk – Partner der Energiewende“ mit der Politik gemeinsam an den richtigen Strategien für eine sinnvolle Energie- und Klimaschutzpolitik arbeiten werde. Ob innerhalb einer Berufsorganisation, im engeren politischen Umfeld auf kommunaler Ebene, auf Landes- oder Bundesebene oder europaweit: nur durch ein „konstruktives Miteinander“ ließen sich Ziele erfolgreich verfolgen. Deshalb rief Butz im Hinblick auf die Europawahlen am 26. Mai dazu auf, für ein vereintes Europa zu stimmen. „Denn unser Wohlstand und unsere Arbeitsplätze hängen von einem handlungsfähigen Europa ab.“

Ein ganzer Nachmittag der Technik gewidmet

Verbandstag, das ist weit mehr als Gremienarbeit. Traditionell reserviert der Fachverband einen Block für die Fortbildung der SHK-Unternehmer, aber auch deren leitender Mitarbeiter. Die Fachtagung „SHK-Infos: Aktuelles und Trends“ war dieses Mal ausschließlich technischen Themen gewidmet, bot hier indes ein breites Spektrum.

Andrea Bonner von der BG Bau arbeitete für die Betriebe heraus, welche Anforderungen beim Umgang mit asbesthaltigen Stoffen auf sie zukommen. Denn erst in jüngster Vergangenheit ist klar geworden, dass viele der vor über zwanzig Jahren aufgebrachten Putze, Spachtelmassen und Fliesenkleber asbesthaltig sind, was die Betriebe bei Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen von Gebäuden vor besondere Herausforderungen stellt. Bonner wies auf die rechtlichen Rahmenbedingungen hin, die Zulässigkeit entsprechender Tätigkeiten und die zu treffenden Schutzmaßnahmen.

Was auf die SHK-Betriebe mit dem geplanten Gebäude-Energien-Gesetz (GEG) der Bundesregierung zukommt, das erläuterte Jörg Knapp, Referent Technik beim Fachverband. Ziel des GEG ist die Zusammenführung des Energiewirtschaftsgesetzes, der Energieeinsparverordnung und des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes. Wie Knapp schilderte, hatte der Fachverband SHK Baden-Württemberg zur Vorbereitung einer Verbändeanhörung eine Stellungnahme erarbeitet, bei der die Experten beispielsweise den geplanten neuen Nachweis für die Rohrleitungsdämmung kritisierten. Die Forderung, eine „längenbezogene Wärmedurchgangszahl“ einzuhalten, ist überzogen und nicht praxisgerecht, so der Referent.

Vor allem für die Bad-Profis war der Vortrag von Thomas Huber interessant. Der Fachverband-Referent für Technik erörterte die Anforderungen an barrierefreie Sanitärräume. Neben den entsprechenden DIN-Vorgaben ging Huber dabei auf die notwendige Ausstattung, den Platzbedarf und entsprechende Fördermöglichkeiten ein.