Betriebswirtschaft
Beratungsschwerpunkte im Jahr 2024
Folgende Themen und Fragestellungen bildeten im Jahr 2024 die betriebswirtschaftlichen Beratungsschwerpunkte:
Kalkulation
- Allgemeine Sensibilisierung und Schulung der Betriebe im Bereich „Kalkulation“
- Bereitstellung von SHK-spezifischen Kalkulationshilfen
- Ermittlung individueller betriebsspezifischer Kalkulationswerte
- Informationen hinsichtlich der Kundendienstabrechnung
Betriebsnachfolge
- Ermittlung des Unternehmenswertes nach dem AWH-Verfahren
- Information hinsichtlich möglicher Nachfolgevarianten
- Anregungen zur Nachfolgerrekrutierung
Digitalisierung
- Information und Sensibilisierung hinsichtlich der Chancenpotentiale und der betrieblichen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung
- Hilfestellung bei konkreten betrieblichen Digitalisierungsmaßnahmen
- Hilfen bei der EDV-Auswahl
- Vorstellung innovativer digitaler Services zur innerbetrieblichen Prozessoptimierung
- Abschluss von Rahmenvereinbarungen im Bereich digitaler Services
Betriebsorganisation
- Entwicklung eines Praxisleitfadens zum Thema „Verhalten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten“
- Vermittlung von Lösungsansätzen zur Effizienzsteigerung im Rahmen der Aufbau- und Ablauforganisation
- Unterstützung bei der Professionalisierung der Auftragsbearbeitung
- Ermittlung von Kostensenkungspotentialen und Ableitung von Optimierungsstrategien
Marketing / Neue Geschäftsfelder
- kreative Maßnahmen zur Kundenbegeisterung und Kundenbindung
- Implementierung eines professionellen Empfehlungsmarketings
- Entwicklung von Strategien zur Erschließung neuer Geschäftsfelder
Personal
- Hilfestellung beim Aufbau einer Arbeitgeber-Marke
- Konzepte zur Mitarbeitermotivation
- Sensibilisierung der Betriebe im Zusammenhang mit den Generationen Z und Alpha
Nachhaltigkeit
- Unterstützung der Betriebe im Zusammenhang mit individuellen Nachhaltigkeitsstrategien
Konjunkturumfragen und Statistiken zur wirtschaftlichen Situation
Neben der betriebswirtschaftlichen Beratung der Mitgliedsbetriebe ist die Beobachtung des SHK-Marktes sowie dessen wirtschaftliche Stellung im Gesamtumfeld eine weitere maßgebliche Aufgabe des betriebswirtschaftlichen Referats. Um das „Stimmungsbild“ unter den Mitgliedsbetrieben unterjährig zu erfassen und für die vielfältigen Lobbyaktivitäten zu nutzen, hat der Fachverband deshalb vierteljährliche Befragungen unter seinen Mitgliedern zur aktuellen wirtschaftlichen Situation durchgeführt.
Durch die quartalsweisen Datenerhebungen und die damit verbundene hohe Aktualität im Zusammenhang mit Veränderungen im Marktgeschehen, konnten wertvolle Informationen für die professionelle Interessenvertretung der SHK-Gewerke gewonnen und genutzt werden.
Unternehmer-ERFA
Die Unternehmer-ERFA-Gruppe traf sich im Jahr 2024 an zwei Terminen für jeweils zwei Tage. Diese Gruppe kann bereits auf ein mehr als 25-jähriges Bestehen zurückblicken und stellt zugleich die ERFA-Gruppe mit der längsten Tradition dar.
In der Frühjahrssitzung beschäftigte sich die Gruppe schwerpunktmäßig mit der Optimierung des Einkaufs sowie des Vertriebs. Unter dem Arbeitstitel „Digital und Automatisiert – meisterhafter Vertrieb im SHK-Handwerk“ wurden innovative Vertriebsstrategien vermittelt. Hierbei wurde das Beste aus zwei Welten miteinander verbunden, einerseits die bewährte Handwerkstradition und andererseits die modernen Technologien des digitalen Zeitalters.
Die Herbstsitzung war geprägt von den Themenschwerpunkten „betriebliches Notfallmanagement“ sowie „Einsatzmöglichkeit von KI im SHK-Betrieb“.
Konkret wurden Lösungsansätze vorgestellt, um als Unternehmen im Falle eines plötzlichen „Chef-Ausfalls“ weiterhin handlungsfähig zu bleiben und gleichzeitig auch Tipps zur persönlichen Notfallvorsorge vermittelt.
Darüber hinaus beschäftigte sich die ERFA-Gruppe intensiv mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI-Tools im betrieblichen Alltag. Zielsetzung hierbei war es, neben einem allgemeinen Überblick, konkrete Anwendungsfälle vorzustellen, die mittels KI-Einsatz zur Zeit- und Kostenoptimierung in den Betrieben beitragen können.
Als wesentlicher Erfolgsfaktor des jeweils zweitägigen ERFA-Formats hat sich der gemeinsame Abend entwickelt, der den Teilnehmern optimale Rahmenbedingungen in ungezwungener Atmosphäre für den individuellen Erfahrungsaustausch bietet.
ERFA-Gruppe „Digitalisierung im SHK-Handwerk“
Die Ende 2023 gegründete ERFA-Gruppe traf sich im Jahr 2024 zwei Mal jeweils einen Tag in Stuttgart.
Zehn engagierte Unternehmer und Unternehmerinnen kamen zusammen, um Know-How mit an die Hand zu bekommen. Worauf sollte man achten, damit die Digitalisierungsstrategie auch erfolgreich umgesetzt werden kann? Hier gilt es sowohl die Prozesse und Abläufe zu betrachten als auch die Dokumente und Personen zu fokussieren. Darüber hinaus berichtete ein SHK-Unternehmer aus dem Ländle von seinen Erfahrungen, die er bei der Digitalisierung seines Betriebs gemacht hat. Die ERFA-Teilnehmenden hörten interessiert zu und konnten alle ihre Fragen stellen.
Beim Herbsttreffen wurde auf Wunsch der Teilnehmenden hin das Thema „Dokumenten-Management-Systeme“ aufgegriffen. Neben einem Überblick diverser Systeme und deren Arbeitsweise wurde gemeinsam erörtert, wie derlei Systeme in das bestehende Warenwirtschaftssystem integriert werden können. Der produktive Austausch untereinander war für alle Teilnehmenden hilfreich und motivierend.
Aufgrund des Auslaufens der bisherigen Projektförderung war die Teilnahme an der ERFA-Gruppe kostenfrei. Ab 2025 wird die Gruppe kostenpflichtig weitergeführt. Das nächste Treffen ist im Mai 2025 geplant.
ERFA-Gruppe „SHK-Betrieb der Zukunft“
Zu Beginn des Jahres kam die Nachfrage rund ums Thema „Künstliche Intelligenz (KI)“ auf. Daher wurde das Thema beim Frühjahrstreffen der ERFA-Gruppe direkt auf das Programm gesetzt. Neben zahlreichen Praxisbeispielen zum Thema „Prompten“ wurden weitere Entwicklungen, wie die Erstellung von Bildern und Videos sowie eines betriebsinternen Chatbots anschaulich aufgezeigt. Die Anwendungen wurden gemeinsam in der Gruppe erörtert und auf deren Einsatz im SHK-Betrieb diskutiert.
Beim Herbsttreffen ging es dann um die damit verbundene Cybersicherheit. Jürgen Schüler, Technologieberater der HWK Rheinhessen, sensibilisierte für bestehende Gefahren durch IT-Angriffe auf Handwerksunternehmen. Oft werden die Grundmaßnahmen unterschätzt, mit welchen man bereits einen breiten Schutzwall gegen Angriffe aufbauen kann. Er zeigte umfassend und praxisnah auf, wie man auch ohne IT-Fachkraft den Grundschutz im Betrieb sicherstellen kann.
Die Teilnehmer profitierten vom gemeinsamen Austausch sowohl im Rahmen des Seminars als auch abseits der eigentlichen Tagesordnung.
Praxisleitfaden „Verhalten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten“
Auch wenn die letzten Jahre für den Großteil der SHK-Betriebe konjunkturell sehr gut verlaufen sind, berichtete eine zunehmende Anzahl an Betrieben von teilweise deutlich zurückgehenden Aufträgen im Neubausektor und wachsender Unsicherheit bei Privatkunden.
Der Fachverband SHK unterstützt die Innungsfachbetriebe proaktiv, um möglicherweise negative wirtschaftliche Folgen zu vermeiden oder diese zumindest abzumildern. Genau hier setzt die erstellte Praxishilfe „Verhalten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten“ an. Sie hilft SHK-Betrieben dabei, frühzeitig die Weichen zu stellen, um eine mögliche Krisensituation unbeschadet überstehen zu können.
Der Praxisleitfaden steht den Innungsfachbetrieben nach erfolgtem Login unter www.fvshkbw.de im Downloadcenter unter dem Stichwort „schwierige Zeiten“ zur Verfügung.
Rahmenabkommen
Um den Mitgliedsbetrieben weitere konkrete geldwerte Vorteile aus ihrer Innungsmitgliedschaft zu bieten, wurde die Palette an Rahmenabkommen im Jahr 2024 um zwei zusätzliche Angebote erweitert.
Neu abgeschlossen wurde ein Abkommen im Bereich des betrieblichen Datenschutzes mit einer hierauf spezialisierten Anwaltskanzlei. Mitgliedsbetriebe haben somit die Möglichkeit der kostengünstigen Betreuung und Unterstützung im Zusammenhang mit der Erfüllung der datenschutzrechtlichen Anforderungen.
Ebenfalls neu abgeschlossen wurde ein Abkommen im Bereich der effizienten Planung von Wärmepumpenprojekten mit einem hierauf spezialisierten Softwarehaus. Hierbei besteht für die Betriebe die Chance, den zeit- und damit kostenintensiven Planungsaufwand speziell im Wärmepumpenbereich deutlich zu reduzieren und damit wertvolle Effizienzgewinne bei gleichzeitig reduzierten Nutzungsgebühren zu realisieren.
Betriebswirtschaftliche Beratung der Mitgliedsbetriebe - Praxisbeispiel
Mit der betriebswirtschaftlichen Beratung des Fachverbandes zurück auf die Erfolgsspur
Welche Unterstützung Mitgliedsbetriebe durch die betriebswirtschaftlichen Experten im Fachverband erfahren, soll hier an einem Beispiel aus der Praxis verdeutlicht werden. Namen sind selbstverständlich rein fiktiv.
SHK-Unternehmer Max Müller wendet sich Anfang des Jahres 2024 mit einem Problem an das betriebswirtschaftliche Referat des Fachverbandes: Trotz der guten Auslastungssituation und regelmäßig positiven Betriebsergebnissen sind die letzten Jahre durch einen kontinuierlichen Verzehr des Eigenkapitals in seinem Einzelunternehmen gekennzeichnet. Auf diese Entwicklung kann sich der Betriebsinhaber keinen Reim machen und beauftragt deshalb die Experten des Fachverbandes zur Analyse und vor allem zur Optimierung der Ist-Situation.
Nach einer ausführlichen Analyse der Bilanzen und betriebswirtschaftlichen Auswertungen werden diese zunächst in den SHK-Branchenkontext eingeordnet. Darauf aufbauend wird in einem zweiten Schritt eine betriebsspezifische Ermittlung der tatsächlich notwendigen Kalkulationswerte vorgenommen. Plötzlich erkennen die Beteiligten, dass insbesondere der gesamte Bereich der kalkulatorischen Kosten bislang nicht in der Verrechnungssatzkalkulation berücksichtigt wurde. Dabei gehören beispielsweise
- ein kalkulatorischer Unternehmerlohn für den Inhaber
- eine kalkulatorische Eigenkapitalverzinsung
- kalkulatorische Abschreibungen und nicht zuletzt
- kalkulatorische Wagnisse für potentielle Forderungsausfälle
zwingend in die Verrechnungssatzkalkulation eingeplant.
Schnell ist klar, dass das Unternehmen Müller seine Stundenverrechnungssätze künftig verstärkt differenzieren muss. Sollen Leistungen kostendeckend angeboten werden, muss insbesondere für Tätigkeiten mit keinem oder nur geringem Materialanteil - beispielsweise im Kundendienst bzw. teilweise im Klempnerbereich - eine Erhöhung von rund 15,00 Euro pro Stunde durchgesetzt werden.
Dafür wird eine verstärkte Pauschalabrechnung für klar definierte und gut kalkulierbare Tätigkeiten eingeführt. Die Kunden informiert die Firma Müller bereits vor Auftragsdurchführung über die Kombination aus Lohn- und Materialanteilen. So gelingt es, den ehemals defizitären Kundendienst- bzw. Klempnerbereich zu einem vollkostendeckenden Geschäftsbereich zu entwickeln. Gleichzeitig gelingt es, die Zufriedenheit der Kunden zu steigern und die Reklamationsquote bezüglich scheinbar zu hoher Rechnungsbeträge deutlich zu senken, da diese nun in vielen Fällen bereits vor der Auftragsdurchführung wissen, mit welchen Kosten sie rechnen müssen.
Ebenso ist im Objektbereich eine - wenn auch moderatere - Anpassung der bislang angesetzten Stundenverrechnungssätze nötig. Auch hier setzt Herr Müller die in der Beratung empfohlene Umstellung auf Pauschalen konsequent um. So wird die Angebots-Auftrags-Quote durch den verstärkten Einsatz von Alternativangeboten aus unterschiedlichen Preissegmenten positiv beeinflusst und dies zu kostendeckenden Kalkulationssätzen.
Zusätzlich werden gemeinsam mit dem Betriebsinhaber gezielte Maßnahmen entwickelt, wie sich die Ergebnisse weiter verbessern lassen und Kunden wirksam an das Unternehmen gebunden werden. Alle Details werden in einem Maßnahmenplan verbindlich fixiert.
Ende 2024 steht fest: Das Betriebsergebnis ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert worden und die Kunden von Max Müller sind noch zufriedener als zuvor.