75 Jahre Fachverband: Jubiläumsverbandstag in Pforzheim

Explosive und exklusive Stimmung beim Festabend

Nach dem verheerenden Krieg haben am 18. März 1947 31 Obermeister aus Nordbaden und Nordwürttemberg den „Landesverband des Flaschner-, Installateur-, Zentralheizungsbauer- und Kupferschmiedehandwerks Württemberg-Baden e.V. gegründet. Diese Gründung und den runden Geburtstag sollten beim Verbandstag 2022 in Pforzheim gebührend gefeiert werden. Herzstück der Feierlichkeiten war der Festabend, den schönstes Sommerwetter, ein festliches Ambiente im Pforzheimer Congresszentrum, blendend gelaunte Festgäste und Showacts für alle Sinne, unvergesslich machten.

Mehr als 250 Gäste waren nach Pforzheim gekommen, um das 75-ste Jubiläum zu feiern. So wies der Fachverband-Vorsitzende in seiner Rede auch auf die Historie der Verbandswerdung hin und auf Parallelen bei den Problemen von damals und denen von heute.

Wie der Verband zu dem wurde, was er heute ist, und wie damit auch die gesamtdeutsche Geschichte verwoben war, davon berichteten vier „Urgesteine“: Manfred Stather als Fachverband-Ehrenvorsitzender und ehemaliger ZVSHK-Präsident, Dr. Hans-Balthas Klein, der den Fachverband in seinen 35 Jahren als Geschäfts- und Hauptgeschäftsführer aufbaute, Dietmar Zahn, der Jahrzehnte das Referat Technik unter seiner Fittiche hatte und Erwin Fidelis Reisch, der als Verleger des Fachorgans SBZ diesen Weg begleitet hatte, wurden von Moderator Wulf Wager nach den besonderen Geschehnissen und Herausforderungen befragt. Trotz des Abstands, den die Gesprächsteilnehmer inzwischen vom Verband haben, wurde in den Statements deutlich, mit wieviel Herzblut und Engagement sie für die Belange des SHK-Handwerks eingestanden sind.

Doch das Jubiläum soll vor allem den Blick in die Zukunft befördern, so der Wunsch des Fachverband-Vorsitzenden Butz. „Unser Land und unsere Rahmenbedingungen haben sich verändert. Sie haben verändert, wie wir Energie und Gesellschaft denken müssen und auch die Art und Weise wie die Haus- und Gebäudetechnik der Zukunft aufgestellt sein muss“, Butz. Die Lebens- und Arbeitswirklichkeit der Handwerksunternehmen änderten sich momentan mit einer Geschwindigkeit, die vor Jahren noch niemand für möglich gehalten hätte.

Mit der Weisheit von Aristoteles „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen,“ appellierte er an die anwesenden Branchenvertreter, gemeinsam die Herausforderungen anzugehen und dabei die Chancen zu sehen.

Bundesbauministerin Klara Geywitz: „Ohne Sie geht es nicht"

Bundesbauministerin Klara Geywitz betonte als Ehrengast in ihrer Festrede, wie wichtig das Handwerk für die Umsetzung der Wärmewende und den Bau altersgerechter Wohngebäude ist. Sie sprach sich für einen Berufsweg in den Klimagewerken aus und für Technologie- und Materialoffenheit.

Doch nicht nur Erinnerungen und der Blick auf die Zukunft beherrschten den Abend: der feurige Showtanz der Tanzgruppe La Boom, die Knallgasexperimente der Physikanten oder die „spritzige“ Badewannenartistik von Andalousi Elakel machten, moderiert von Wulf Wager, den Abend zu einem an- und aufregenden Spektakel. Besondere Lacher ernteten die Videos von Dodokay, der schwäbische Grußbotschaften von Handwerksvertretern intonierte als auch Winfried Kretschmann und Angela Merkel „SHK-Geschwätz“ in den Mund legte. Schließlich bot die Sommernacht dann noch ausreichend Gelegenheit für angeregte Unterhaltungen und Tanz.

Schöne Impressionen vom Verbandstag 2022 bietet der Jubiläumsfilm

Mitglieder gehen Herausforderungen energisch an

Die Mitgliederversammlung am 15. Juli 2022 war - trotz Jubiläum - der verbandspolitisch wichtigste Teil des Verbandstages in Pforzheim. Die Delegierten diskutierten hierbei die aktuelle Branchensituation und die damit verbundenen Widrigkeiten. Auch wenn es hier und da sorgenvolles Kopfschütteln gab, insgesamt zeigten sich die Innungsvertreter sehr zielstrebig und nahezu kämpferisch, die aufgezeigten Herausforderungen anzupacken.

Das ein Jahr zuvor bei der Mitgliederversammlung verabschiedete „Strategiepapier Klimaschutz 2021“ war nicht nur dem baden-württembergischen SHK-Handwerk in diesen letzten Monaten bereits eine wichtige Leitplanke, darauf verwies der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz bei seinen Ausführungen zu Beginn der Sitzung. Stolz berichtete er, dass das Papier auch Vorbildfunktion hatte für viele andere Verbände und wertvolles Instrument bei der Interessenvertretung gegenüber der Politik war.

Klimafreundliche und krisensichere Energieversorgung

Nicht nur die Frage der zukünftigen Gebäudebeheizung treibe die Branche um, sondern aufgrund des russischen Angriffskrieges auch die Aspekte der Energiesicherheit und -versorgung. Das SHK-Handwerk könne dazu beitragen, proaktiv einer möglichen Gasmangellage entgegenzuwirken, so Butz, auch wenn dies bei der aktuellen Auslastung nicht einfach sei: „Verehrte Berufskollegen, lassen Sie uns den Sommer und Herbst dazu nutzen, so viele Heizungsanlagen wie möglich richtig einzustellen, zu optimieren, hydraulische Abgleiche zu machen. Es ist doch unsere staatspolitische Pflicht, an dieser Stelle unser Knowhow in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen“, appellierte der Vorsitzende.

Sei es die Wärmepumpe oder seien es Wärmenetze, als SHK-Betrieb gelte es, sich schnell an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Sprich, sich und die eigenen Mitarbeiter durch Fort- und Weiterbildung entsprechend fit zu machen. Aber gleichzeitig auch strategisch die Weichen zu stellen: wo machen Kooperationen mit dem Elektrogewerk Sinn, oder Neueinstellungen, wo lassen sich Anknüpfungspunkte zum regionalen Energieversorger und zu den Stadtwerken finden? Leistet man die Planungsarbeit bei komplexeren Systemen weiter selbst oder arbeitet man besser mit einem Planungs- und Ingenieurbüro zusammen? Klimaschutz, Energieeffizienz, Wärmewende mit energetischen Sanierungen, Lüftung, Nachhaltigkeit, Smart Home – all dies seien Themen und Marktfelder, die das SHK-Handwerk schnellstmöglich besetzen müsse.

Wirtschaftsdaten – Tarif – Haushalt: Es ging um’s Geld

Die aktuellen Umfrageergebnisse des Fachverbandes sowie die des Zentralverbandes SHK bestätigen die ungebrochene Boom-Stimmung im SHK-Handwerk. War das Jahr 2020 eines der besten Jahre überhaupt, so zeichnete sich 2021 nochmals durch ein leichtes Umsatz-Plus auf dem hohen Niveau des Vorjahres aus. Aktuell stehen Auftragsreichweiten von bis zu über 17 Wochen, ein Zuwachs an Beschäftigten von 1,3 Prozent sowie ein Plus bei den Ausbildungsverhältnissen von 6,5 Prozent zu Buche, wie Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker darlegte. „Auch wenn es gesamtwirtschaftliche Unsicherheiten wie die steigende Inflationsrate, Zinserhöhungen und einen Rückgang im Neubausektor gibt, so können wir doch weiter optimistisch in die Zukunft blicken“, so Becker.

Gasmangel, Materialengpässe und Auftragsflut

Langweilig wird es den SHK-Betrieben auch in Zukunft nicht und einfacher wird es auch nicht unbedingt. Das verdeutlichten die darauffolgenden Tagesordnungspunkte. Jörg Knapp, Referatsleiter Technik, analysierte für die Delegierten das Klimaschutz-Sofortprogramm für den Gebäudesektor und machte deutlich, worauf sich die Betriebe einstellen müssten. Nicht allein, dass die Wärmepumpe wichtigster Wärmeerzeuger werde, sondern dahingehend kämen auch Themen wie die Kältemittelproblematik auf das Handwerk zu. Der Beratungs- und Planungsaufwand der Betriebe werde steigen und da die Energieeffizienz ebenfalls an Bedeutung gewinnen werde „wird es zukünftig ohne Optimierungsmaßnahmen und hydraulischen Abgleich nicht gehen“, so der Experte.

Die Zukunft im Blick

Als eine Konsequenz aus den neuen Zielen der Klimaschutzpolitik und die Unsicherheiten bei der Energieversorgung wird von außen immer wieder die inhaltliche als auch die zahlenmäßige Fähigkeit des (SHK-)Handwerks hinterfragt, die anstehenden Aufgaben umzusetzen. Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker machte deutlich, dass der Fachverband aktiv sei, einerseits in der politischen Situation für Aufklärung zu sorgen, andererseits durch Nachwuchswerbung und andere Angebote, die Betriebe rund um die Suche und Qualifizierung von Nachwuchs und Fachkräften zu unterstützen. Dass insbesondere das Thema Berufsnachwuchs den Unternehmern auf den Nägeln brennt, wurde in der folgenden Diskussion mehr als deutlich. Die reichte von Aspekten des Berufsbildes und der Thematik „Teilqualifikation“ bis hin zu Vergütung, Ausbildungszeiten und Ausbildungsqualität. Der Fachverband hat sich dieses Thema somit auf die Agenda für die anstehende Obermeisterklausurtagung im Herbst geschrieben.

Ehrungen und Auszeichnungen

Als Anerkennung für ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit wurden folgende Ehrenamtsträger mit der Silbernen oder Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.

Silberne Ehrennadeln

Silberne Ehrennadeln erhielten:

  • Thomas Herb (Sanitär-Heizung-Klima-Innung Bodenseekreis)
  • Alfred Keller (Sanitär-Heizung-Klima-Innung Bodenseekreis)
  • Jürgen Löffler (Innung Sanitär-Heizung-Klima Schwäbisch Hall)
  • Christian Randoll (Innung für Sanitär und Heizung Weinheim)  
  • Karlheinz Rex (Innung für Sanitär und Heizung Freudenstadt)  
  • Michael Scholz (Innung für Sanitär und Heizung Ludwigsburg)

Die Ehrungen erfolgten im Rahmen der Mitgliederversammlung (DV) am 15. Juli 2022 in Pforzheim.

Goldene Ehrennadel

Goldene Ehrennadeln erhielten:

  • Hans-Georg Ehekircher (Innung Sanitär-Heizung-Klempnerei Göppingen)
  • Ralph Späth (Innung Sanitär Heizung Ulm/Alb-Donau)
  • Peter Krämer (Innung Sanitär- und Heizungstechnik Achern/Offenburg/Wolfach)
  • Harry Leinweber (Kachelofen- und Luftheizungsbauer-Innung Region Mittlerer Neckar)
  • Otto Ruppert (Innung Sanitär und Heizung Stuttgart-Böblingen)
  • Bernd Simon (Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Tuttlingen-Rottweil)

 

Verabschiedung mit einer Goldenen Ehrennadel

Günter Hanninger, Leiter des Referates Recht und Bildung, ging im Berichtsjahr nach 36 Jahren beim Fachverband in den wohlverdienten Ruhestand. Als Anerkennung und Würdigung seiner besonderen Leistungen und Verdienste erhielt er aus den Händen des Vorsitzenden Joachim Butz die Goldene Ehrennadel. Der lang anhaltende, stehende Applaus der Delegierten machten die Wertschätzung deutlich, die Hanninger für seine Arbeit beim Fachverband durch die Mitgliedsbetriebe erfahren hat.